wie aus der ferne längst vergang'ner zeiten - richard wagner lyrics
holländer
wie aus der ferne längst vergang’ner zeiten
spricht dieses mädchens bild zu mir:
wie ich’s geträumt seit bangen ewigkeiten
vor meinen augen seh’ ich’s hier
wohl hub auch ich voll sehnsucht meine bl!cke
aus tiefer nacht empor zu einem weib:
ein schlagend’ herz ließ, ach! mir satans tücke
daß eingedenk ich meiner qualen bleib’
die düstre glut, die hier ich fühle brennen
sollt’ ich unseliger sie liebe nennen?
ach nein! die sehnsucht ist es nach dem heil:
würd es durch solchen engel mir zuteil!
senta
versank ich jetzt in wunderbares träumen?
was ich erbl!cke, ist’s ein wahn?
weilt’ ich bisher in trügerischen räumen
brach des erwachens tag heut’ an?
er steht vor mir, mit leidenvollen zügen
es spricht sein unerhörter gram zu mir:
kann tiefen mitleids stimme mich belügen?
wie ich ihn oft gesehn, so steht er hier
die schmerzen, die in meinem busen brennen
ach’, dies verlangen, wie soll ich es nennen?
wonach mit sehnsucht es dich treibt – das heil
würd’ es, du ärmster, dir duch mich zuteil!
holländer
wirst du des vaters wahl nicht schelten?
was er versprach, wie – dürft’ es gelten?
du könntest dich für ewig mir ergeben
und deine hand dem fremdling reichtest du?
soll finden ich, nach qualenvollen leben
in deiner treu’ die langersehnte ruh’?
senta
wer du auch seist und welches das verderben
dem grausam dich dein schicksal konnte weih’n –
was auch das los, das ich mir sollt’ erwerben
gehorsam stests werd’ ich dem vater sein!
holländer
so unbedingt, wie? könnte dich durchdringen
für meine leiden tiefstes mitgefühl?
senta
(für sich)
oh, welche leiden!
könnt’ ich trost dir bringen!
holländer
(da er es vernommen)
welch’ holder klang im nächtigen gewühl!
du bist ein engel! eines engels liebe
verworf’ne selbst zu trösten weiß!
ach, wenn erlösung mir zu hoffen bliebe
allewiger, durch diese sei’s!
senta
ach, wenn erlösung ihm zu hoffen bliebe
allewiger, durch mich nur sei’s!
holländer
ach! könntest das geschick du ahnen
dem dann mit mir du angehörst
dich würd’ es an das opfer mahnen
das du mir bringst, wenn treu’ du schwörst
es flöhe schaudernd deine jugend
dem lose, dem du sie willst weih’n
nennst du des weibes schönste tugend
nennst ew’ge treue du nicht dein!
senta
wohl kenn’ ich weibes heil’ge pflichten
sei drum gestrost, unsel’ger mann!
laß über die das schicksal richten
die seinem spruche trotzen kann!
in meines herzens höchster reine
kenn’ ich der treue hochgebot
wem ich sie weih’, schenk’ ich die eine;
die treue bis zum tod
holländer
ein heil’ger balsam meinen wunden
dem schwur, dem hohen wort entfließt
hört es: mein heil, hab’ ich gefunden
mächte, ihr mächte, die ihr zurück mich stießt
du stern des unheils sollst erbl-ssen
licht meiner hoffnung, leuchte neu!
ihr engel, die mich einst verl-ssen
stärkt jetzt dies herz in seiner treu’
senta
von mächt’gem zauber überwunden
reißt mich’s zu seiner rettung fort
hier habe heimat er gefunden
hier ruh’ sein schiff in sich’rem port!
was ist’s, das mächtig in mir lebet?
was schliesst berauscht mein busen ein?
allmächt’ger, was so hoch mich erhebet
laß es die kraft der treue sein!
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